…und das war ja schließlich Sinn der ganzen Aktion.
Die neunte Woche im Hotel Deichgraf neigt sich nun dem Ende. Die vergangenen Wochen hatten eine wahrhaft große Erlebnisdichte. Das Deichgraf-Team, die Menschen im Ort und unsere Hotelgäste haben uns herzlich empfangen und natürlich auch skeptisch beäugt. Jeder war (und ist) interessiert, zu sehen, wie sie denn so sind, die „Schmidt´s“.
Vom Start weg reihten sich kuriose Momente aneinander: Reparaturstau und Investitionsbedarf produzierten merkwürdige und komische Situationen – teilweise so komisch, dass ich mich nach einer versteckten Kamera umsah und mich fragte: „Wann springt hier einer mit Mikrofon und Kamerateam aus der Deckung und wir halten uns alle die Bäuche vor Lachen?“
Das Kamerateam tauchte nicht auf.
Stattdessen folgten die Adventstage, das Weihnachtsfest und eine Mega-Silvesterparty. Zwischen dem Umsetzen von Brandschutzauflagen, der Diskussion über das Aufrüsten des Personenaufzuges und der Unterweisung von Gästen im Umgang mit dem Zimmersafe vertrieb ich mir die Zeit mit dem Leisten von Starthilfe wegen ausgelutschter Autobatterien und versuchte die endlosen Störgeräusche in der Musikanlage des Hotels zu beenden. Eine neue Frage kam in mir hoch: „Wie konnte hier ein gelernter Hotelfachmann ohne technische Vorbildung länger als fünf Minuten überleben?“
Ich drehte viele Steine um und fand interessante Dinge unter ihnen. Leider konnte ich nicht alle Steine in mein Herz schließen, aber was soll´s – wer will schon eine Kiste mit schmucklosen und langweiligen Kieselsteinen haben? Ich nicht! Und so drehe ich fleißig weiter Steine um – hässliche, kantige und wunderschöne. Wahrscheinlich noch sehr lange…
Ich versuche, die Menschen im Hotel für die befriedigende Erfahrung geteilter Verantwortung zu begeistern. Und dann treibt mich die Vision von der Vision: Wie wird es hier wohl in fünf Jahren aussehen? Welche Wünsche haben „die Deichgrafen“? Welche Gäste werden uns besuchen? Wie wollen wir unsere Gäste in Zukunft begeistern? Viele Fragen, für die wir in den kommenden Monaten Antworten suchen werden. Das wird eine wunderbare Herausforderung. Und es wird ein Riesenspaß.
Nun ist also alles neu. Neuer Ort, neue Aufgabe, neue Menschen, neue Branche. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Zwischen all den neuen Herausforderungen darf ich mehrfach täglich ein besonderes Geschenk geniessen: Ich schaue über den Schreibtisch in die Augen der Frau, die mir seit über zwei Jahrzehnten die Treue hält. Ihre Augen strahlen. Wir lachen. Immer wieder. Es fühlt sich verdammt gut an!! 🙂